frühkindliche Regulationsstörung/Hexenstunde
Wenn euer Baby weint, ist dies seine Art sich auszudrücken und zu kommunizieren, denn anders kann es sich nicht mitteilen. Es bedeutet also nicht automatisch, dass es eurem Kind schlecht...
Es dauert meist ein paar Wochen, doch dann werdet ihr sie das erste Mal entdecken – die Babytränen. Da Weinen im Erwachsenenalter meist mit negativen Gefühlen behaftet ist, übertragen wir dies gerne auch auf die ganz Kleinen. Aber stimmt das überhaupt? Und warum weint euer Baby am Abend oder Nachmittag vermehrt und lässt sich schwer beruhigen? Keine Sorge, denn es gibt für all dies eine Erklärung.
Wenn euer Baby weint, ist dies seine Art sich auszudrücken und zu kommunizieren, denn anders kann es sich nicht mitteilen. Es bedeutet also nicht automatisch, dass es eurem Kind schlecht geht, wenn es weint oder schreit. Nähebedürfnis, Hunger, die Suche nach Trost, eine nasse Windel oder Übermüdung können ein Mitteilungsbedürfnis auslösen. Ein Neugeborenes kann sich noch nicht so gut selbst regulieren, da es die Mechanismen und Verarbeitungsstrategien dazu erst noch erlernen muss. Das Schreien und Weinen ist also auch oft das Zeichen einer Regulationsschwierigkeit der Kinder.
Gerade in den ersten Lebenswochen können die Babys Reize noch nicht so gut verarbeiten und regulieren und reagieren dadurch etwas empfindlich. Vor allem in den Nachmittag- und Abendstunden kann es dann zu einer Überreizung kommen. Das liegt unter anderem auch daran, dass der Cortisolspiegel im Tagesverlauf stetig ansteigt und so am Abend seinen Höhepunkt erreicht. Cortisol ist das sogenannte Stresshormon.
Ihr müsst euch das so vorstellen: Euer Kind war ca. 10 Monate im Bauch und hatte dort immer die gleichen Umgebungsgeräusche und -temperatur. Es wurde durch deine Atmung sanft hin und hergeschaukelt. Jetzt ist es auf der Welt und sieht und hört viel mehr Dinge, wird plötzlich angezogen, damit es nicht friert. Es ist in einer neuen Umgebung und erlebt jeden Tag ganz viele neue Dinge, die für euch zum Alltag gehören. Auch Dinge, die euch Sicherheit und Ruhe geben, heißen das nicht unbedingt auch für euer Kind. All die neuen Eindrücke müssen verarbeitet werden und dies führt zur Ausschüttung von Cortisol. Die sogenannte Hexenstunde tritt auf, wenn der Cortisolspiegel am Nachmittag oder Abend seinen Höhepunkt erreicht. Diese beginnt meist im Alter von 2-3 Wochen und kann bis zur 12. Woche anhalten. Euer Kind weint am Nachmittag und Abend vermehrt, weil es dadurch das Cortisol wieder abbauen kann. Es lässt sich vielleicht kaum beruhigen und auch die Brust oder Flasche hilft nicht unbedingt. Dieses Verhalten ist also in den ersten Wochen ganz normal. Jetzt ist nur die Frage – könnt ihr was dagegen tun oder euer Baby bei der Verarbeitung unterstützen?
Die gute Nachricht – ja ihr könnt euer Baby auf jeden Fall unterstützen und vor allem vorbeugend etwas tun. Versucht eurem Kind die Gebärmutter zurückzugeben, denn es hat schlichtweg Bauch-Heimweh. Also macht all das am Abend, was es in seine kleine Höhe zurückversetzt, in der es so sicher war. Nehmt es eng an euch, denn dadurch spendet ihr Wärme und Enge wie im Bauch. Zieht euch in einen ruhigen Raum zurück und dunkelt ihn ab. Weißes Rauschen kann helfen, um das monotone Geräusch der Blutgefäße im Bauch widerzuspiegeln.
Häufiges Stillen oder anbieten der Brust kann ebenfalls gut helfen, da das Stillen oft Trost spendet und das Trinken beruhigend wirkt. Da euer Baby im Bauch durch die Atmung kontinuierlich hin und her geschaukelt wurde, dürft ihr dies gerne auch machen. Wichtig ist, dass ihr keine zu großen, ruckartigen Bewegungen macht, wie zum Beispiel auf einem Pezziball mit eurem Kind auf und ab zu hüpfen. Dies bringt sehr viel Unruhe und ist eher kontraproduktiv. Versucht eher es vorsichtig und sanft hin und her zu schaukeln.
Ausreichende Schlafphasen am Tag minimieren die Reizüberflutung der Kinder, weshalb euer Kind maximal 45 bis 75 Minuten am Stück wach sein sollte. Ist es zu viel wach, sammelt es noch mehr Reize, die es verarbeiten muss. Nehmt euer Kind also gerne in die Trage oder ins Tuch, damit es zur Ruhe kommt und einschläft. Das Tragen an sich gibt ihm außerdem wieder ein Sicherheitsgefühl durch euren Herzschlag und die Körperwärme.
Wenn euer Baby öfter mit den sogenannten Hexenstunden zu kämpfen hat, dann versucht einen Rhythmus in den Tag einzubauen, um ihm einen Rahmen und eine Struktur im Alltag zu geben.
Indem ihr über den Tag verteilt also schon versucht die Reize zu minimieren, hat euer Baby am Abend weniger zu verarbeiten.
Ich erlebe es nicht selten, dass ich nach den sogenannten 3-Monats-Koliken gefragt werde. Dann kann ich jedoch ganz beruhigt sagen, dass diese Koliken ein Mythos sind! Lange hat man geglaubt, dass die Kinder aufgrund der anfänglichen Darmunreife viele Blähungen und Koliken haben und deshalb in den ersten drei Monaten vermehrt schreien. Mittlerweile weiß man jedoch, dass diese Schreiphasen einen ganz anderen Grund haben. Nämlich die oben beschriebenen Regulationsschwierigkeiten und Überreizungen.
Natürlich gibt es auch Kinder, die unter Unverträglichkeiten leiden und deshalb Probleme mit der Verdauung haben. Das ist jedoch sehr selten und bringt noch andere Symptome mit sich, wie zum Beispiel blutigen Stuhl, unzureichende Gewichtszunahme und tagelanges und stundenlanges Durchschreien. Falls ihr diesbezüglich Bedenken habt, sprecht gerne mit eurer Hebamme oder eurer Kinderärztin/ eurem Kinderarzt.
Wenn euer Baby durch die Regulationsstörung am Abend häufiger schreit, kann es dadurch etwas mehr Luft schlucken und einen leicht aufgeblähten Bauch haben. Hier helfen zum Beispiel eine sanfte Bauchmassage mit Windsalbe, in der Hockposition abhalten oder tragen. Auch ein kleines lauwarmes Kirschkernkissen kann helfen.
Diese abendlichen Schrei- und Unruhephasen sind also nur ein Mittel eures Kindes sich mitzuteilen und seine Erlebnisse zu verarbeiten. Versucht ihm zuzuhören und ihm ein wohliges, angenehmes Umfeld zu schaffen, um die Regulation zu unterstützen.
Wenn euer Baby weint, ist dies seine Art sich auszudrücken und zu kommunizieren, denn anders kann es sich nicht mitteilen. Es bedeutet also nicht automatisch, dass es eurem Kind schlecht...
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